Der Begriff des Lehrprinz reicht zurück bis ins 17. Jahrhundert. Er bezeichnete früher einen Lehrmeister, vor allem in der Forstwirtschaft. Heute wird der Begriff in der – zumeist als Hobby betriebenen – Jagd benutzt.

Bis in die 1970er Jahre war der Lehrprinz eine feste Institution. Um ein Jagdrevier von einer Jagdgenossenschaft zu pachten, mussten Jäger nach Ablegen der Jagdscheinprüfung und Erwerb des Jagdscheins noch eine dreijährige weiterführende Ausbildung bei einem Lehrprinzen nachweisen. Heute müssen Jäger nur drei Jahre einen Jagdschein haben, der Nachweis der Weiterbildung wird nicht mehr verlangt. Die beim Lehrprinz in der Ausbildung befindlichen Jäger nennt man „Jungjäger“, unabhängig von ihrem biologischen Alter. 

Der Lehrprinz ist ein aktiver Mentor für den noch ungeübten und unerfahrenen Jungjäger. In seinem Jagdrevier, das man auch als Lehrrevier bezeichnet: 

  • Er bietet der Lehrprinz den Jungjägern die Möglichkeit zur Jagd. 
  • Er vermittelt Praxiswissen und übt mit ihnen das jagdliche Handwerk. 
  • Er unterweist Jungjäger in Jagd und Hege. 
  • Er gibt seine Erfahrungen weiter und leitet die Jungjäger an.


Die Leistungen erbringt der Lehrprinz für die Jungjäger unentgeltlich. Im Gegenzug unterstützen die Jungjäger den Lehrprinzen bei Hege und Jagd.   

  • Sie helfen dem Lehrprinz bei der Bejagung seines Reviers. 
  • Sie erfüllen mit den Abschussplan. 
  • Sie errichten und pflegen bauliche Reviereinrichtungen wie Hochsitze und Fütterungen.
  • Sie legen Wildäcker, Luderplätze und Pirschpfade an und pflegen diese.  

Das Verhältnis von Lehrprinz zu Jungjäger basiert also auf dem Konzept des „Nehmen und Geben“.

Seit den 1990er Jahren finden Jungjäger und Lehrprinzen immer seltener zueinander. Der Lehrprinz ist durch seine Jagd geographisch lokal festgelegt. Ob er ein Revier besitzt (Eigenjagd) oder ein Revier gepachtet hat, der Lehrprinz ist nicht mobil. Von Jungjägern wird hingegen immer Mobilität im Beruf verlangt. Ortswechsel sind heute eher die Regel als die Ausnahme. Damit fällt es Jungjägern schwerer, sich zur dreijährigen Mitarbeit zu verpflichten. Zeitlich sind Jungjäger heute zudem stärker eingespannt und haben durch Beruf und Familie noch weniger Möglichkeiten, ihren Teil zu erfüllen. So sind trotz der kontinuierlich ansteigenden Zahl der Jagdschein-Inhaber (und damit Jungjäger) Lehrprinz-Verhältnisse heute seltener.

Für Jungjäger wird es somit schwerer, jagdliche Praxis zu erlangen. Und für Revier-Inhaber, auch „Beständer“ genannt – wird es schwieriger und kostenintensiver, das eigene Revier zu bewirtschaften und zu bejagen.

Um dem entgegenzuwirken betreiben manche Landesjagdverbände des Deutschen Jagdschutz-Verbands Lehrreviere. In Österreich wird in jüngerer Zeit auch der Leiter eines jagdlichen Ausbildungskurses als Lehrprinz bezeichnet, auch ein weit verbreitetes Ausbildungshandbuch trägt diesen Namen.  

Bildquelle:http://www.jagd-zuercheroberland.ch